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Pay-to-win Gaming und seine Zusammenhänge mit Glücksspiel: Ergebnisse der Untersuchung einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage

Fred Steinmetz

Freitag, 31.03.2023 

Pay-to-win-Gaming beschreibt eine Art von Videospiel, bei dem Spieler echtes Geld bezahlen können, um sich einen Vorteil gegenüber anderen Spielern zu verschaffen. Diese Form der Monetarisierung in Videospielen ist in den letzten Jahren immer beliebter geworden. Während viele dies als eine harmlose Form der Unterhaltung ansehen, wurden in den letzten Jahren vermehrt Bedenken über die Verbindung zum Glücksspiel geäußert. In diesem Blogbeitrag fassen wir die wichtigsten Ergebnisse einer bevölkerungsrepräsentativen Studie zusammen, die den Zusammenhang zwischen Pay-to-win-Spielen und Glücksspielen untersucht.

 

Die Studie wurde im Rahmen eines international koordinierten Vorhabens namens e-Games (Electronic Gam(bl)ing: Multinational Empirical Surveys) durchgeführt, bei dem unter anderem Deutschland, Frankreich, Italien, Schweiz, Polen und Kanada einen standardisierten Fragebogen nutzten, um das Phänomen der Konvergenz von Gaming und Glücksspiel national zu erfassen und internationale Vergleiche zu ermöglichen. Die Befragung umfasste Fragen zu Pay-to-win-Spielen, Glücksspielverhalten und Symptomen von problematischem Glücksspiel. Dabei wurden auch demografische Informationen über die Teilnehmer, wie Alter, Geschlecht und Bildungsstand erhoben.

 

Die Identifizierung von Pay-to-win-Spielern basierte auf ihren Motiven, für den Spielfortschritt zu bezahlen, was eine Reduzierung der Stichprobe auf Spieler ermöglichte, die Käufe aus Gründen tätigten, die mit dem „Vorankommen“ im Spiel assoziiert sind. Die Untersuchung der Motive bestätigte, dass die wichtigste Motivation für In-Game-Käufe in Pay-to-win-Spielen der Wunsch ist, im Spiel voranzukommen.

 

Hinsichtlich der demografischen und sozioökonomischen Profile zeigte die Studie, dass Pay-to-win-Nutzer in Deutschland ein ausgeprägtes Profil aufweisen. Die Studie ergab, dass mehr als die Hälfte der Pay-to-win-Spieler in Deutschland, die Käufe tätigen, weiblich, im Durchschnitt Anfang vierzig und berufstätig sind. Die Studie ergab auch, dass starke Nutzer von Pay-to-win-Produkten, d. h. tägliche Käufer, erhebliche Geldbeträge für solche Spiele ausgeben und ein erheblicher Teil von ihnen ein hohes Risiko für die Entwicklung problematischer Spielverhaltensmuster aufweist. Die Studie ergab auch, dass sich Pay-to-win-Spieler in Bezug auf Alter, Familienstand und Beschäftigungsstatus von anderen Spielerprofilen, wie z. B. Loot-Box-Käufern, unterscheiden. Von Glücksspielern unterscheiden sich Pay-to-win-Spieler in Bezug auf Alter, Bildungsniveau und Einkommen.

 

Während die bloße Teilnahme an Pay-to-win-Spielen die Teilnahme an Glücksspielen nicht vorhersagt, ergab die Studie, dass bestimmte Formen des Glücksspiels, wie Automatenspiele (Slots), Poker und Casinospiele, die Wahrscheinlichkeit des Pay-to-win-Spiels deutlich erhöhen. Die Frequenz von Zahlungen sowohl bei Pay-to-win-Spielen als auch bei Glücksspielen erwies sich als starker Prädiktor für eine hohe Häufigkeit bei der jeweils anderen Spielform, was zeigt, dass die unbegrenzte Frequenz von Zahlungen bei Pay-to-win-Spielen Risiken für die Spieler birgt. Insgesamt deutet die Studie darauf hin, dass ein übermäßiges Engagement in der einen Form ein übermäßiges Engagement in der anderen Form vorhersagt und dass Pay-to-win-Spiele und Glücksspiele gemeinsame Risiken für die Entwicklung problematischer Verhaltensweisen aufweisen.

 

Diese Ergebnisse haben wichtige Auswirkungen für Regulierungsbehörden und politische Entscheidungsträger, die für die Überwachung der Glücksspielindustrie bzw. für die Regulierung der Videospielindustrie und dem Schutz von Jugendlichen verantwortlich sind. Da Pay-to-win-Spiele immer weiter verbreitet sind, muss sichergestellt werden, dass sie nicht zu problematischem Spielverhalten beitragen. Mögliche Lösungsansätze umfassen die Verpflichtung von Spieleentwicklern auf potentielle Risiken hinzuweisen, gesetzliche Beschränkungen von Zahlungsfrequenzen, Ausgabenhöhen oder bezüglich des Alters, oder die verpflichtende Einrichtung einer Möglichkeit für Spieler, Selbstlimitierungen vorzunehmen. Darüber hinaus legen die Ergebnisse nahe, dass mehr Forschung notwendig ist, um die Beziehung zwischen Pay-to-win-Spielen und problematischem Glücksspiel zu verstehen, zum Beispiel die Migrationsrichtung von Spielern von einer zur anderen Spielform. Dazu könnten auch Studien gehören, die das Spielverhalten der Spieler über einen längeren Zeitraum verfolgen, sowie Studien, die die Auswirkungen unterschiedlicher Pay-to-win-Spiele auf das Spielverhalten untersuchen.

 

Letztlich sind Pay-to-win-Mechanismen sind in der Gaming-Industrie inzwischen allgegenwärtig. Auch wenn es für viele eine Form der Unterhaltung sein mag, ist es wichtig, die potenziellen Risiken zu erkennen und Maßnahmen zu ergreifen, um diese zu verringern. Die Ergebnisse dieser bevölkerungsrepräsentativen Studie unterstreichen den Bedarf und die Notwendigkeit an weiterer Forschung und Regulierung in diesem Bereich.

 

Details zur Studie:

Pay-to-win gaming and its interrelation with gambling: Findings from a representative population sample. Steinmetz, F., Fiedler, I., von Meduna, M., & Ante, L. (2022).

Journal of Gambling Studies38(3), 785-816.

https://doi.org/10.1007/s10899-021-10042-1